Zwischen den Linien

In der neuen Serie "Allein im Wald" treiben Tagtraumphantasien vom Zusammentreffen mit sprechenden Tieren in den Bilderfindungen ihre grotesken Blüten. Die phantasievollen Holzschnitte, viele in großen Formaten, bringen die Betrachter selbst zum Fabulieren. Zuerst glaubt man, zwischen abstrakten Formen Bruchstücke von Realität zu erkennen, einen Zeppelin, einen Propeller, einen Fallschirm. Dann beginnt das Spiel der Phantasie, denn die scheinbar realen Abbildungen sind auf fabelhafte Weise miteinander kombiniert. In welchem Wald begegnen wir schon einem sprechenden Hirsch mit Hornbrille?

Der Ausstellungstitel "Zwischen den Linien", gleichzeitig auch der Titel des neuesten Bildzyklus, bezieht sich sowohl auf das immer wiederkehrene Motiv von Schriftzeilen wie auf die in die Druckplatte geschnittenen Linien.

Nach Jahren des Experimentierens mit verschiedenen Holzschnitttechniken entwickelte Helmut Kesberg in den Jahren ab 2006 seine eigenen Verfahren. Dabei werden transparent eingestellte Druckfarben auf verschiedenen Platten in mehreren Schichten gedruckt, so dass die unteren Schichten durchscheinen. Durch Übereinanderschichtung vieler Drucke von verschiedenen Platten, mit transparenten und deckenden Farben, bekommen die Blätter – fast alle sind Unikate – eine erstaunliche Farb- und Raumtiefe mit starker Ausdruckskraft. Durch die Linienschnitte treten lineare Strukturen hervor, die sich wie ein halbtransparentes Netz über die darunter liegenden Schichten legen.

In den letzten Jahren erweiterte der Künstler den Mehrplattendruck um neue, zum Teil geheimnisvolle Verfahren. Dem traditionellen Holzschnitt wird so experimentell eine neuen Dimension abgewonnen.

Website von Helmut Kesberg